Gedenktafel / Gedenkstein

 

 

Asch, Familie & Eppenstein, Karl

 

Kaiserkorso 153

 

 

Vater Jacob Asch (1870-1942) und Mutter Gertrud (1875-1942) haben ein Textilunternehmen in Kreuzberg mit ca. 50 Angestellten. 1938 Enteignung, 1942 Deportation und Ermordung. Tochter Wally (1906-1979) heiratet 1926 Karl Eppenstein (geb. 1902), 1931 Gründer einer Privatsynagoge in der Mussehlstr. 22, die 1938 zerstört wird. 1939 gemeinsame Auswanderung nach Palästina, Mitbegründer des dortigen Vereins ehemaliger Berliner in Israel.

 

Gedenktafel (1989) für die zerstörte Privatsynagoge, Mussehlstr. 22

 

 

Baeck, Leo

(1873-1956)

 

Am Park 15 (heute Fritz-Elsas-Str. 15)

 

Rabbiner, Religionsphilosoph, Theologe

 

Seit 1912 Rabbiner der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, im Ersten Weltkrieg Feldrabbiner (“Feldgebetbuch“). Ab 1933 ermöglichte er als Präsident der Reichsvertretung der Deutschen Juden (ab 1938 Reichsvereinigung der Juden in Deutschland) vielen Juden die Auswanderung. Er wurde 1943 nach Theresienstadt deportiert und überlebte. Emigration nach London, Großbritannien. Nach 1948 besuchte er Deutschland mehrfach.


Gründung der Leo Baeck Institute in London, New York und Jerusalem

 

Stolperstein 2012:

Dr. Leo Baeck, Fritz-Elsas-Str. 15, Berlin-Schöneberg

 

 

 

Benjamin, Walter

(1892 - 1940)

 

Kurfürstenstr. 154

Delbrückstr. 23 (Grunewald)

Prinzregentenstr. 66 (Wilmersdorf)

 

Er wurde am 15.7.1892 in Berlin-Schöneberg geboren. Mitte der 1890er Jahre zog die Familie Benjamin in die Kurfürstenstraße 154. Nur einige Jahre später folgte der Umzug in die Nettelbeckstr. 24.
Der weitere Weg der Familie führte über die Carmerstraße in Charlottenburg 1912 in eine eigene Villa in der Delbrückstraße 23 in Grunewald. So folgte die Familie der allgemeinen Bewegung der vornehmeren Familien Berlins um die Jahrhundertwende weiter in den Westen von Berlin.

Benjamin studierte erst in Freiburg i.Br., dann in seiner Heimatstadt Berlin und – nach Kriegsbeginn – in Bern. Dort promovierte er 1919 mit einer Dissertation zum Begriff der Kunstkritik in der Romantik. Ihn verband eine Freundschaft u. a. mit Gershom Scholem und Theodor W. Adorno, Hannah Arendt sowie in Frankreich mit der Fotografin G. Freund (s. eigenes biografisches Album). Von 1917–1930 war er mit Dora Sophie Kellner, gesch. Pollak, später verh. Morser, verheiratet, mit ihr hatte er den gemeinsamen Sohn Stefan Rafael (1918–1972). Nachdem die Nationalsozialisten an die Macht gekommen waren, floh Benjamin im September 1933 nach Paris.

 

1939 wurde er verhaftet und für drei Monate inhaftiert. 1940 versuchte er mit Hilfe von Lisa Fittko über die Grenze nach Spanien zu kommen, um dann in Portugal zu versuchen, ein Visum in die USA er erlangen. Die Situation erschien aussichtslos; am 26./27. September 1940 beging Benjamin Suizd. (Port Bou, dort  künstlerisch gestalteter, begehbarer Gedenkort „Passagen“ von Dani Karavan).

Wichtige Schriften: „Passagenwerk“ (1928-29), „Berliner Kindheit“ (1932-38), „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ (1934-39), „Über den Begriff der Geschichte“ (1939). Die meisten Schriften, Essays und Briefwechsel wurden erst posthum herausgegeben (ab 1955 von Th. W. Adorno).
 
Gedenktafel: Prinzregentenstr. 66 (Wilmersdorf)
Platzbenennung am Kurfürstendamm
 

 

 

Berent, Margarete

(1887 - 1965)  

 

Goltzstr. 34 (Anwaltskanzlei)

 

Rechtsanwältin

 

1925 als erste Rechtsanwältin in Preußen zugelassen. 1914 Promotion; ihre Dissertation diente 1958 als Grundlage für die Umgestaltung des ehelichen Güter- und Erbrechts.

Bis 1933 Rechtsberatungssendungen beim Radiosender Königs Wusterhausen.

1939 Exil über Chile nach New York, USA. Erneutes Studium, danach als Juristin tätig.

 

Gedenktafel (2002) vom Deutschen Juristinnenbund und Bet Debora, Goltzstr. 34

 

 

Bernstein, Paul

(1897 - 1944)

 

Bamberger Str. 18, Heilbronner Str. 22 (sog. „Judenwohnung“)

 

Publizist und Volkshochschullehrer

 

Studium an der Hochschule für Politik, Soldat im Ersten Weltkrieg. In der Erwachsenenbildung tätig, von 1930-1933 Lehrer an der Heimvolkshochschule Habertshof bei Frankfurt. Zahlreiche Artikel zur Arbeiterbewegung. Verheiratet mit der Schriftstellerin Johanna Moosdorf. Deportation nach Theresienstadt im Januar 1944, im September 1944 nach Auschwitz, wo sich seine Spur verliert.

 

Stolperstein (2012): Charlottenstr. 89, Kreuzberg

 

Comedian Harmonists: Collin, Cycowski, Frommermann

Stubenrauchstr. 47

 

Musiker, Vokalensemble (a capella)

 

1928 gründete Hans Frommermann (später Harry Frohman) das Gesangssextett

in seine Wohnung in Friedenau.

Auftrittsverbote der Musiker ab 1933, Trennung der Gruppe 1935.

Die jüdischen Mitglieder Harry Frohman, Erich Abraham Collin und Roman Cycowski gründeten 1935 in Wien eine neue Gruppe, die weltweit erfolgreich war.

1941 Auflösung der Gruppe

 

Gedenktafel Haus Stubenrauchstr. 47, Berlin-Friedenau

Einstein, Albert

(1879 - 1955)

 

Haberlandstr. 5 (heute: Nr. 8, zwischenzeitlich: Nördlinger Str. 8)

 

Physiker, Wissenschaftler

 

Verbrachte Kindheit und Jugend in Ulm, München, Mailand und Zürich, zahlreiche Wechsel und Abbrüche der Schulausbildung. Berühmt geworden mit seiner Relativitätstheorie (1905). Seit 1913 Mitglied der „Preußischen Akademie der Wissenschaften“, Berlin. Erhielt 1922 den Nobelpreis für Physik. Bei Machtantritt Hitlers auf Auslandsreise, emigrierte er 1933 als Jude und bekennender Pazifist sofort in die USA, kehrte nie wieder nach Deutschland zurück.

 

Gedenkstein und Gedenkstele (2013), Haberlandstr. 8

Hermann, Georg (vormals: Georg Borchardt)

(1871 - 1943/44)

Georg Hermann (Pseudonym für Georg Hermann Borchardt)

 

(1871– 1943)

 

Bülowstr. 18

Laubenheimer Str. 7, Wilmersdorf

 

Askanisches Gymnasium

Friedrichwerdersches Gymnasium

 

Schriftsteller

 

Hermann, der aus einer bürgerlichen Schöneberger Familie kam, war ein sehr produktiver und intensiv gelesener Autor. Allein sein Roman Jettchen Gebert erlebte über 120 Auflagen. Wenngleich seine Geschichten in der Zeit des Biedermeier spielen, so sind sie doch nicht volkstümelnd oder kitschig, sondern vermitteln eine sehr eigene Impression des Berliner Lebens.

Hermann, der Ende der 1920er Jahre in die moderne Künstlerkolonie Wilmersdorf gezogen war, musste erleben, dass nach dem Machtantritt der Nazis 1933 seine Bücher verbrannt wurden.

Er emigrierte am 1. September 1933 in die Niederlande, ließ sich mit seiner Familie in Hilversum nieder. 1940 wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Er hatte ein Visum für Paraguay, wurde dann aber vom 20. Juni 1943 bis 16. November 1943 im Sammellager Westerbork interniert. Von Westerbork wurde er ins Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz verschleppt, wo er am 19. November 1943 ermordet wurde.

 

Er wurde später für tot erklärt.

 

Gedenktafel: Kreuznacher Str. 28

Parkbenennung: Georg-Hermann-Garten mit Gedenkstein in Friedenau (Goßle

Stolperstein in Hilversum, Siriusstraat 59

 

https://www.joodsmonument.nl/en/page/381828/georg-hermann-borchardt-autobiografisch

 

Hiller, Kurt

 (1885 - 1972)

 

Nollendorfstr. 34, Hähnelstr. 9

 

Schriftsteller, promovierter Jurist, Journalist

 

Gründungsmitglied verschiedener literarischer Clubs und Cabarets („Neopathetisches Cabaret“), Sexualstrafrechtsreformer mit Magnus Hirschfeld (Abschaffung § 175)  und mit Helene Stöcker (u. a. Abschaffung des § 218). Mitglied der Deutschen Friedensgesellschaft und 1926 der Gruppe revolutionärer Pazifisten. Mitarbeiter der „Weltbühne“. 1933 Folter im KZ Columbiahaus, danach KZ Brandenburg und KZ Oranienburg. Flucht 1938 nach Großbritannien. 1955 Rückkehr nach Deutschland (Hamburg).

 

Gedenktafel (1990): Hähnelstr. 9

 

Parkbenennung (2000): Kurt-Hiller-Park in der Grunewaldstr. 5 mit Brandwandgestaltung im Hintergrund

 

Gründung der Kurt Hiller Gesellschaft 1998 in Hamburg

Jacobsohn, Moritz

(1880 – 1961)

 

Bismarckstr. 33 (heute: Belßstr. 1), Tempelhof

 

Arzt

„Mein Vater war nicht nur ein guter Arzt, sondern auch ein Mensch, dem es egal war, welche Religion ein Mensch hat. Hauptsache, er war gut [...]

Mein Elternhaus war immer offen für die, die nichts hatten. Jeder Bettler bekam Geld und von der Köchin etwas zu essen.“

Zitat: Brief Hannah Manshel an Hans-Werner Fabarius vom 23.April 1988

Moritz Jacobsohn war Reichsbahnarzt, Werksarzt bei Daimler-Benz, praktizierte aber auch als Hausarzt „Den lieben Gott von Marienfelde“ bestellten simulierende Kranke zu Hausbesuchen, wo er mit Kot beworfen wurde. Heimlich gingen selbst Nazis zu ihm. Er ging ins Exil über Großbritannien und Kuba in die USA, wo Quäker ihm eine Professur ermöglichten. Mit 60 Jahren musste er in New York erneut ein Examen ablegen, damit er wieder praktizieren konnte

 Gedenkstein (1990): Marienfelder Allee, Ecke Belßstraße in Tempelhof

Straßenbenennung (1991): Dr.-Jacobsohn-Promenade in Tempelhof

 

Kaléko, Mascha

 

(1907-1975)

 

Hohenzollernkorso 68 (Neu-Tempelhof), heute: Manfred-von-Richthofen-Straße; Bleibtreustraße 10-11 (Charlottenburg)

 

Dichterin, Schriftstellerin

 

1907 in Galizien als Golda Malka Aufen geboren, wurde um 1930 in Berlin mit Großstadtgedichten bekannt. Sie arbeitete noch als Kontoristin, veröffentlichte aber schon in der Vossischen Zeitung, im Tempo und im Querschnitt Gedichte – von manchen abfällig „Gebrauchslyrik“ genannt. 1933 erschien der erste Gedichtband „Das lyrische Stenogrammheft“, 1934 der zweite, „Kleines Lesebuch für Große“. 1933/34 besuchte sie die Kunst- und Kunstgewerbeschule Reimann in Schöneberg. Sie liebte Chemjo Vinaver, war noch mit einem anderen verheiratet, als sie ein Kind bekamen. 1938 konnte das Paar heiraten und in die USA emigrieren. In New York verdiente sie den Lebensunterhalt mit Reklametexten, Kindergedichten, schrieb auch für den Aufbau (deutschsprachige Exilzeitschrift).

Ihre Exil-Gedichte publizierte sie 1945 in dem Band „Verse für Zeitgenossen“; auch ihre älteren Arbeiten wurden wieder aufgelegt. 1956 besuchte Mascha Kaléko zum ersten Mal nach ihrer Emigration wieder Deutschland und Berlin. Als ihr 1960 der Fontane-Preis der Akademie der Künste verliehen werden sollte, lehnte sie das mit guten Gründen ab.

1959 zog sie mit ihrem Mann, dem Dirigenten, Komponisten und Musikwissenschaftler  Chemjo Vinaver, nach Israel. Am 11. Oktober 1968 las sie in der Theodor-Heuss-Bibliothek in Berlin-Schöneberg.

Die prominente deutschsprachige Lyrikerin des 20. Jahrhunderts starb 1975 in Zürich.

 

 

Literaturhinweis: Jutta Rosenkranz: Mascha Kaléko. Biografie, München 2012.

Gedenktafel: Bleibtreustraße 10/11 in Charlottenburg

Mascha-Kaléko-Weg in Berlin-Kladow

 

 

Gedenktafel: Bleibtreustraße 10/11 in Charlottenburg

Mascha-Kaléko-Weg in Berlin-Kladow

Kautsky, Luise & Karl

(1854 - 1938) (1864 - 1944)

 

Niedstr. 14, Saarstr. 14

 

Politikerehepaar, Theoretiker, Philosophen

 

In Österreich, der Schweiz, Deutschland und erneut Österreich politisch aktiv in der Sozialdemokratie, persönlicher Kontakt zu Marx, Engels, Bebel, Liebknecht und Rosa Luxemburg. 1897 zieht das Ehepaar nach Berlin. Karl Kautsky gilt bis zum Ersten Weltkrieg als wichtiger Theoretiker.1938 geht das Ehepaar wegen politischer und rassistisch Verfolgung von Österreich in die Niederlande ins Exil, wo Karl Kautsky stirbt. Luise Kautsky, Sozialistin und ehemals Berliner Stadtverordnete für die USPD, wird als Jüdin 1944 über Theresienstadt nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Sohn Benedikt Kautsky überlebt das KZ Buchenwald, die beiden anderen Söhne können in die USA emigrieren.

 

Stolperstein (2009) für Luise Kautsky, Windscheidtstr. 31

Gedenktafel für Karl Kautsky, Saarstr.14, Bundesgeschäftsstelle der Falken

Kerr, Alfred

(1867-1948)


Bamberger Str. 42

 

Schriftsteller, Theaterkritiker, Journalist

 

Vor 1933 galt Alfred Kerr als Berlins einflussreichster Theaterkritiker.1933 wurden seine Bücher verbrannt, er selbst wurde ausgebürgert. Über Prag, Lugano, Zürich und Paris erreichten er und seine Familie London. Im Exil schrieb Kerr für neu gegründete deutschsprachige Zeitungen, arbeitete für den Freien Deutschen Kulturbund und den Deutschen P.E.N. in London. Die Tochter Judith beschrieb in ihren Büchern das Leben im Exil aus der Perspektive eines jungen Mädchens. 1938 wurde Kerr Mitbegründer des Freien Deutschen Kulturbundes. Von 1941 bis 1946 war er Präsident des Deutschen P.E.N.-Club in London, von 1946 bis zu seinem Tod Ehrenpräsident. Während einer Vortragsreise durch Deutschland erlitt er einen Schlaganfall und nahm sich in der Folge das Leben. Neben seinem großartigen Werk erinnern eine Stiftung und Preise an ihn.

 

Gedenktafeln an den ehemaligen Wohnorten in der Douglasstr. 10 (enthüllt 1971) und der Hohmannstr. 6 (enthüllt 1988) in Berlin-Grunewald.

Landsberger, Richard

1884 – 1965

 

Apostel-Paulus Str. 26

 

Apotheker, Sportfunktionär

 

Geb. in Schrimm (Posen),Verheiratet mit Johanna Aronheim, hatten 3 Kinder

Kaufte 1913 die A. Alves Augusta Apotheke

(Augustastr. 22, Tiergarten, heute Reichpietschufer)

Schon 1936 Zwangsverkauf der Apotheke, noch vor Verlust der Approbation 1938.

 

Von 1933-1938 Präsident vom JSK

(Jüdischer Sport-Klub e.V.),

einem Mitglied des deutschen Makkabikreises

 

Wurde am 9.11.1938 (November Pogrom) zusammen mit 12.000 Berliner Juden verhaftet.

Aus dem KZ Sachsenhausen im Dez. 1938 entlassen mit der Auflage, das Land zu verlassen.

Jan. 1939 Aufbruch von Antwerpen nach New York City, USA, ab Mai 1939 wegen US Visaprobleme Exil in Kuba,

1940 Familienzusammenführung in New York.

 

Am Haus Apostel-Paulus Str.26 erinnern seit 2012 die heutigen Bewohner mit einer Gedenktafel

an ihre ehemaligen jüdischen Nachbarn.

 

Mühsam, Familie

Motzstr. 5, Kurfürstenstr. 115*

 

 

Dr. Wilhelm Mühsam (1874- 1939) war ein berühmter Augenarzt, sein Sohn Heinrich (1900- 1944) war Journalist, er wurde in Auschwitz ermordet, die Mutter Paula (1876-1943) wurde in Theresienstadt ebenfalls ermordet. Gerettet wurden Louise (geb. 1903), die 1938 ins Exil nach Australien ging und Rudolf (1906-1994), der 1937 in die USA emigrierte.

 

Gedenktafel: Vor dem Haus Kurfürstenstr. 115 (an der Bushaltestelle), erinnert an das Vereinshaus des jüdischen Brüdervereins (ab 1939 vom „Judenreferat der Gestapo“ unter Leitung von Adolf Eichmann genutzt)

Newton, Helmut (vormals: Neustaedter)

(1920 - 2004)

 

Innsbrucker Str. 24

 

Fotograf, Künstler

 

Helmut Neustaedter war sechzehn Jahren alt, als er die Schule abbrach und eine Ausbildung bei der angesehenen Fotografin Yva machte.

Auf Drängen seiner Mutter verließ er einen Monat nach der Pogromnacht 1938 Berlin und gelangte auf dem Emigrantenschiff Conte Rosso nach Singapur. Als Japan 1941 in den Krieg eintrat, wurde er zum ‚feindlichen Ausländer’ und ins Internierungslager in die Nähe von Melbourne gebracht, wo er zwei Jahre blieb, bevor er als Freiwilliger der australischen Armee beitrat. Nach Kriegsende bot man ihm die australische Staatsbürgerschaft an. Diese Gelegenheit nutzte er gleichzeitig zu einer Änderung seines Namens. 1946 lernte er die Schauspielerin June Browne kennen. Sie heirateten 1948 und blieben bis zu seinem Tod ein Paar.

Seit der Lehrzeit in Yvas Atelier in Berlin bestand der Wunsch, sich ausschließlich der Modefotografie zu widmen. Anfang der 1950er Jahre kam er diesem Ziel näher, als er einen Auftrag für die Australienbeilage der englischen Vogue erhielt. 1956 folgte er dem Angebot, als freier Mitarbeiter nach London zu gehen. 1957 zog er mit seiner Frau nach Paris.

Helmut Newton avancierte durch seinen unverwechselbaren Stil zu einem weltweit beachteten Fotografen. Sehr unterschiedliche Künstler/innen und Politiker/innen ließen sich von ihm porträtieren, darunter Queen Elisabeth II., Margaret Thatcher, Jacques Chirac, Catherine Deneuve, Helmut Kohl, Gerhard Schröder, Salvador Dali, Paloma Picasso und Prinzessin Caroline von Monaco.

Im Jahr 2000, anlässlich von Helmut Newtons 80. Geburtstag, ehrte ihn die Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin mit der großen Retrospektive Work in der Neuen Nationalgalerie. 2003 wurde die Helmut-Newton-Stiftung gegründet und 2004 das neue Museum für Fotografie in der Berliner Jebensstr. 2 eröffnet.

Helmut Newton kam im Januar 2004 bei einem Autounfall ums Leben.

Der Senat von Berlin bot seiner Witwe eine Ehrengrabstätte auf dem Friedhof in der Stubenrauchstraße neben Marlene Dietrich an, dort wurde er am 2.6.2004 beigesetzt.

 

Seit dem 8.4.2005 ist am Standort seines Geburtshauses in der Innsbrucker Str. 24 in Berlin-Schöneberg eine Gedenktafel angebracht.

 

Pinthus, Kurt

(1886 - 1975)

 

Heilbronner Str. 2

 

Essayist, Kritiker, Herausgeber

 

 

War Dramaturg bei Max Reinhardt am Deutschen Theater. Sein 1914 herausgegebenes „Kinobuch“ ist die erste Sammlung zu Literatur und Film, seine 1920 herausgegebene  „Menschheitsdämmerung“ die berühmteste Anthologie expressionistischer Lyrik. Bereits 1933 steht er auf der ersten Liste verbotener Autoren. Emigration 1937 in die USA.

Nach dem Krieg 1966 Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und Rückkehr nach Marbach. 1971 stiftet er dem dortigen Literaturarchiv seine kostbare Bibliothek.

 

Gedenktafel (1992): Heilbronner Str. 2

Sachs, Nelly (Leonie)

(1891 - 1970)

 

Maaßenstr. 15 (heute: Nr. 12)

 

Schriftstellerin, Lyrikerin

 

Erhält 1966 den Nobelpreis für Literatur, veröffentlicht u. a. „Sternverdunklung“ (Amsterdam 1949). Freundin der schwedischen Autorin Selma Lagerlöf. Geht 1940 mit der Mutter nach Schweden ins Exil, ihr Bräutigam wird in Deutschland verfolgt und ermordet.

 

Gedenktafeln: Maaßenstr. 12 und Lessingstr. 5, Hansa-Schule

 

Salomon, Alice

(1872 - 1948)

 

Luitpoldstr. 27 (heute: Nr. 20)

 

Sozialarbeiterin, Pädagogin, Frauenrechtlerin

 

Aktivistin der ersten Frauenbewegung, Studium an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin, Promotion. Gründete 1908 die Soziale Frauenschule und 1925 in den Räumen des Pestalozzi-Fröbel-Hauses die Deutsche Akademie für soziale und pädagogische Frauenarbeit, mit der sie sich um die Professionalisierung der fürsorgerischen Arbeit (Sozialarbeit) bemühte. 1914 Übertritt zum evangelischen Glauben. 1932 Ehrendoktorwürde. 1937 Emigration in die USA. 1939 Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft sowie ihrer Doktortitel.

 

Gedenktafeln: Karl-Schrader-Str. 7-8 (Pestalozzi-Fröbel-Haus, Haus 3), Alice-Salomon-Platz 5, Berlin-Hellersdorf (2008)

 

Die Alice-Salomon-Hochschule trägt ihren Namen. Das Alice-Salomon-Archiv befindet sich in ihrer ehemaligen Wirkungsstätte (Pestalozzi-Fröbel-Haus, Karl-Schrader-Str. 7-8).

 

Sandmann, Gertrude

(1883 - 1981)

 

 

Am Karlsbad 11, Eisenacher Str. 103 (Versteck), Eisenacher Str. 89 (letzte Atelierwohnung)

 

Künstlerin

 

Gertrude Sandmann ist Schülerin von Käthe Kollwitz, seit 1926 Mitglied der GEDOK (Gemeinschaft deutscher und österreichischer Künstlerinnen). 1942 simulierter Selbstmord, danach Untertauchen in Berlin-Treptow. Nach dem Krieg Weiterarbeit in ihrem Atelier in der Eisenacher Str. 89. 1974 Mitgründerin der „Gruppe L74“ für ältere Lesben, Mitherausgeberin der Zeitschrift „Unsere kleine Zeitung“ (UKZ) und engagiert in der „Neuen Frauenbewegung“.

 

Gedenktafel (2014): Eisenacher Str. 89 am Haus der letzten Atelierwohnung

Sintenis, Renée

(1888−1965)

 

Berchtesgadener Str. 36, Kurfürstenstr. 125, Innsbrucker Str. 23

 

Bildhauerin

 

Aufgewachsen in Neuruppin studierte sie von 1907 bis 1910 an der Unterrichtsanstalt des Berliner Kunstgewerbemuseums. Sie brach ihr Studium ab und wurde Aktmodell von Georg Kolbe. Inspiriert durch die Atmosphäre in seinem Atelier fand sie zu ihrem eigenen künstlerischen Schaffen. 1915 hatte sie den ersten großen Erfolg mit kleinen Tierplastiken und einer Selbstbildnismaske in einer Ausstellung der Neuen Secession.

Ab 1922 präsentierte der Kunsthändler Alfred Flechtheim ihre Werke erfolgreich in seiner Galerie am Lützowufer in Tiergarten und machte sie durch Ausstellungsbeteiligungen, u. a. in New York, London und Stockholm, international bekannt. Ihre kleinformatigen Tierplastiken, die in Auflagen in Bronze oder Silber gegossen wurden, wurden zu ihrem Markenzeichen und entwickelten sich zu begehrten Sammlerobjekten. Zudem erhielt sie höchste Anerkennung für ihre Sportlerfiguren, Portraits und Selbstbildnismasken. Sie galt als eine der Vertreterinnen der Moderne. Mit der Popularität ihres Werkes stieg auch das öffentliche Interesse an ihrer Person. Durch ihre modisch androgyne Erscheinung verkörperte sie den neuen Frauentypus und war eine der meistfotografierten Frauen der Weimarer Zeit. 1931 wurde sie als erste Frau in die Preußische Akademie der Künste im Fach Bildhauerei aufgenommen, 1934 als „nichtarisches“ Mitglied wieder ausgeschlossen. Ihr Ehemann, der Schriftgestalter und Maler Emil Rudolf Weiß, verlor sein Lehramt und starb 1942. Sie lebte bis Kriegsende zurückgezogen in Berlin.Bei einem Brand im Atelierhaus Kurfürstenstraße verlor sie 1945 ihre gesamte Habe und ein Teil ihres Werkes. In dieser Zeit musste ihr ein Finger amputiert werden, was sie jedoch kaum in ihrer Arbeit einschränkte.

Nach 1945 erhielt sie hohe Ehrungen und war wieder in zahlreichen Ausstellungen vertreten. 1948 wurde sie an die Hochschule für Bildende Künste Berlin als Professorin berufen. Ihr „Junger Bär“ von 1932, überarbeitet 1956, wurde zum „Berliner Bär“ und Siegertrophäe der Berlinale (Goldener und Silberner Bär). Vergrößerungen des „Berliner Bären“ stehen seit 1957 an mehreren Stellen an der Autobahn, u. a. am früheren Kontrollpunkt Dreilinden, Berlin-Zehlendorf. Bis zu ihrem Tod lebte und arbeitete sie in der Innsbrucker Str. 23 in Schöneberg.

 

Schulbenennung 1955: Renée-Sintenis-Grundschule, Laurinsteig 39, Berlin-Frohnau

Gedenktafel 1965: Innsbrucker Str. 23, Berlin-Schöneberg

Platzbenennung 1967: Renée-Sintenis-Platz, Berlin-Friedenau, mit Plastik „Großes grasenden Fohlen“

 

Zuckmayer, Carl

(1896 - 1977)

 

Fritz-Elsas-Str.18 (vormals: Am Park 18)

 

Dramatiker, Theaterautor

 

Zog unmittelbar nach dem Notabitur 1914 als Kriegsfreiwilliger in den Ersten Weltkrieg. Angesichts der Greuel wird er 1918 als Pazifist aus dem Militär entlassen. Nach der Rückkehr ins zivile Leben studiert er u.a. Rechtswissenschaften, doch gilt sein Hauptinteresse dem literarischen Schreiben.  Mit  dem Volksstück „Der fröhliche Weinberg“ (1925), das am Berliner Ensemble uraufgeführt wird, gelingt ihm ein durchschlagender Erfolg, andere Stücke folgen, so „Der Hauptmann von Köpenick“ (1931), er schreibt auch mit  Karl Vollmoeller das Drehbuch für den Film „Der blaue Engel“ (mit Marlene Dietrich und Emil Jannings unter der Regie Joseph von Sternbergs). Mit dem Machtantritt der Nazis wird er 1933 als sogenannter Halbjude mit Aufführungsverbot belegt, er zieht sich daraufhin nach Österreich zurück. Seine finanzielle Lage verschlechtert sich dramatisch. 1938 flieht er in die Schweiz, 1939 dann über Kuba in die USA, deren Staatsbürger er 1946 wird. Er schreibt weiterhin in Deutsch; mit dem 1947 uraufgeführten Stück  „Des Teufels General“ findet er wieder Anerkennung, kann im deutschsprachigen Raum an seine Erfolge vor 1933 anknüpfen. 1958 siedelt er mit seiner Frau in die Schweiz über, deren Staatsbürger er wird. Zuckmayer stirbt im Alter von 80 Jahren in Visp im Wallis.

 

Großer Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland (1955)

Gedenktafel: Fritz-Elsas-Str. 18