Niederlande

Bloch, Gerda & Bloch, Doris

(geb. 1925)     (1928 - 2003)

 

Martin-Luther-Str. 55 (heute Nr. 117)

 

Schülerinnen der Luise-Zickel-Schule (jüdische Privatschule)

 

Ins Exil 1939 in die Niederlande. Mussten 1942 untertauchen, getrennt von den Eltern, die 1944 nach  Auschwitz deportiert wurden. Emigration der Schwestern nach dem Krieg in die  USA. Gerda Bloch wird Psychotherapeutin, Doris Bloch Sozialmedizinerin bei der Flüchtlingshilfe der WHO.

Blumenthal-Weiss, Ilse

(1899 - 1987)

 

Bamberger Str. 40

 

Lyrikerin

 

Briefwechsel u. a. mit Rainer Maria Rilke. 1937 Emigration in die Niederlande, von dort aus Internierung in Westerbork 1943 und Deportation 1944 nach Theresienstadt. Überlebt mit der Tochter (s. Mirjam Merzbacher) und wandert mit ihr 1947 in die USA aus. In ihrem Gedichtsband „Ohnesarg“ von 1984 verarbeitet sie ihre Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Holocaust.

Flatow, Alfred & Flatow Gustav, Felix

(1869 - 1942)        (1875 - 1945)

 

Landshuter Str. 33, Schlüterstr. 49

 

Sportler

 

Beide Cousins sind Turner, 1896 bei den ersten Olympischen Sommerspielen der Neuzeit Olympiasieger in der Mannschaft an Reck und Barren. 1933 Zwangsaustritt von Alfred F. aus der Berliner Turnerschaft, 1942 Deportation nach Theresienstadt, wo er bald darauf an Unterernährung stirbt. 1933 Emigration von Gustav F. in die Niederlande, 1936 Gast der Olympischen Spiele in Berlin. 1940-1944 Flucht innerhalb der Niederlande, 1944 Deportation  nach Theresienstadt, wo er am 29.1.1945 an Hunger stirbt. Seine Urne wurde 1986 von Journalisten entdeckt und im heutigen Terezin beigesetzt.

 

Diverse Eherungen seit den 1980er Jahren:

-Diverse Ehrungen im Bereich des Sports: u. a. Flatow-Medaille (1986/87) BRD, Flatow-Pokal (1987) DDR

-Flatow-Sporthalle mit Gedenktafel (1990), Lohmühleninsel Kreuzberg

-Flatow-Oberschule (1992) mit Gedenktafel (1996) in Berlin-Köpenick

-Straßenumbenennung (1997) der Reichssportfeldstraße am Olympiastadion in Flatowallee, Berlin-Westend

-Sonderbriefmarke (1998) aus Anlass von „100 Jahre Olympische Spiele der Neuzeit“

-Stolpersteine (2012): Schlüterstr. 49  für Gustav Felix Flatow, Margarete (Ehefrau), Amalia (Tochter) Stefan (Sohn) und Landshuter Straße 33 für Alfred Flatow und die Schwestern Else und Margarete

 

Hermann, Georg (vormals: Georg Borchardt)

(1871 - 1943/44)

Georg Hermann (Pseudonym für Georg Hermann Borchardt)

 

(1871– 1943)

 

Bülowstr. 18

Laubenheimer Str. 7, Wilmersdorf

 

Askanisches Gymnasium

Friedrichwerdersches Gymnasium

 

Schriftsteller

 

Hermann, der aus einer bürgerlichen Schöneberger Familie kam, war ein sehr produktiver und intensiv gelesener Autor. Allein sein Roman Jettchen Gebert erlebte über 120 Auflagen. Wenngleich seine Geschichten in der Zeit des Biedermeier spielen, so sind sie doch nicht volkstümelnd oder kitschig, sondern vermitteln eine sehr eigene Impression des Berliner Lebens.

Hermann, der Ende der 1920er Jahre in die moderne Künstlerkolonie Wilmersdorf gezogen war, musste erleben, dass nach dem Machtantritt der Nazis 1933 seine Bücher verbrannt wurden.

Er emigrierte am 1. September 1933 in die Niederlande, ließ sich mit seiner Familie in Hilversum nieder. 1940 wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Er hatte ein Visum für Paraguay, wurde dann aber vom 20. Juni 1943 bis 16. November 1943 im Sammellager Westerbork interniert. Von Westerbork wurde er ins Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz verschleppt, wo er am 19. November 1943 ermordet wurde.

 

Er wurde später für tot erklärt.

 

Gedenktafel: Kreuznacher Str. 28

Parkbenennung: Georg-Hermann-Garten mit Gedenkstein in Friedenau (Goßle

Stolperstein in Hilversum, Siriusstraat 59

 

https://www.joodsmonument.nl/en/page/381828/georg-hermann-borchardt-autobiografisch

 

Hilsley, William (vormals: William Joseph Hildesheimer)

(1911 - 2004)

 

Bamberger Str. 39

 

Musiker

 

Pianist, britischer Staatsangehöriger, geht 1935 als Musiklehrer an eine Quäkerschule in die Niederlande. 1940-45 Zivilinternierter in diversen Lagern, dort als „Musical Director“ zahlreiche Aufführungen.

 

Nach dem Krieg Rückkehr nach England, 1947 wieder in den Niederlanden.

Kautsky, Luise & Karl

(1854 - 1938) (1864 - 1944)

 

Niedstr. 14, Saarstr. 14

 

Politikerehepaar, Theoretiker, Philosophen

 

In Österreich, der Schweiz, Deutschland und erneut Österreich politisch aktiv in der Sozialdemokratie, persönlicher Kontakt zu Marx, Engels, Bebel, Liebknecht und Rosa Luxemburg. 1897 zieht das Ehepaar nach Berlin. Karl Kautsky gilt bis zum Ersten Weltkrieg als wichtiger Theoretiker.1938 geht das Ehepaar wegen politischer und rassistisch Verfolgung von Österreich in die Niederlande ins Exil, wo Karl Kautsky stirbt. Luise Kautsky, Sozialistin und ehemals Berliner Stadtverordnete für die USPD, wird als Jüdin 1944 über Theresienstadt nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Sohn Benedikt Kautsky überlebt das KZ Buchenwald, die beiden anderen Söhne können in die USA emigrieren.

 

Stolperstein (2009) für Luise Kautsky, Windscheidtstr. 31

Gedenktafel für Karl Kautsky, Saarstr.14, Bundesgeschäftsstelle der Falken

Lasker, Emanuel

 

(1868 - 1941)

 

Aschaffenburger Str. 6 a

 

Philosoph, Mathematiker

 

Lasker galt als „Philosoph am Schachbrett“, er war promovierter Mathematiker und von 1894 bis 1921, über 27 Jahre hinweg, Schachweltmeister und verdiente mit Turnierkämpfen seinen Lebensunterhalt. Er war der Schwager von Else Lasker-Schüler, mit der sein Bruder Bertold eine Zeitlang verheiratet gewesen war. Lasker spielte auch Go und Bridge und publizierte neben Arbeiten zum Schach auch philosophische Schriften.

Nachdem die Nationalsozialisten 1933 an die Macht gelangt waren, ging Lasker mit seiner Frau Martha geb. Cohn ins Exil in die Niederlande, 1934 nach Großbritannien, wo er wieder intensiver an Schachturnieren teilnahm. 1935 folgte er einer Einladung in die Sowjetunion. Dort arbeitete er als Mathematiker; angesichts der stalinistischen „Säuberungen“ kehrte er 1937 von einem Besuch bei der Stieftochter in New York nicht mehr zurück und ließ sich dauerhaft in den USA nieder. 1938 wurde er aus Deutschland ausgebürgert. Lasker starb 1941 fast mittellos in den USA.

2001 wurde, anlässlich seines 60. Todestages, die Emanuel Lasker Gesellschaft  gegründet.

 

 

Mamlock, Familie

Apostel-Paulus-Str. 13 und 14, Münchener Str. 18

 

Modebranche

 

Der Großonkel Arnold Mamlock (1878-1946) und Recha (1878-1965) überleben in Amsterdam, sie hatten zuvor ein Geschäft: Seidenband en gros. Deren Sohn Karl-Heinz (1911-1945) baut im Exil in Amsterdam/Niederlanden ein neues Geschäft auf, wird 1944 verraten. Deportation und Tod im KZ  Mauthausen. Tante Ruth (1915-2002) und Onkel Erwin (1908-1991) überleben in Palermo/ Italien. Die Großeltern Albert (1889-1964) und Clara (1893-1976) und der Vater Kurt (1924-2001) überleben versteckt in Berlin.

Album und Stammbaum erstellt von Michael Mamlock (geb.1951).