Schul-/Bibliotheks-/Straßenbenennung

 

 

Baeck, Leo

(1873-1956)

 

Am Park 15 (heute Fritz-Elsas-Str. 15)

 

Rabbiner, Religionsphilosoph, Theologe

 

Seit 1912 Rabbiner der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, im Ersten Weltkrieg Feldrabbiner (“Feldgebetbuch“). Ab 1933 ermöglichte er als Präsident der Reichsvertretung der Deutschen Juden (ab 1938 Reichsvereinigung der Juden in Deutschland) vielen Juden die Auswanderung. Er wurde 1943 nach Theresienstadt deportiert und überlebte. Emigration nach London, Großbritannien. Nach 1948 besuchte er Deutschland mehrfach.


Gründung der Leo Baeck Institute in London, New York und Jerusalem

 

Stolperstein 2012:

Dr. Leo Baeck, Fritz-Elsas-Str. 15, Berlin-Schöneberg

 

 

 

Cohn, Marianne

(1922 - 1944)

 

Wulfila Ufer 52

 

Kinderfürsorgerin

 

Leistet Hilfe zur Flucht für jüdische Kinder. Zionistin. Familiäre Bande zu Walter Benjamin. 1934 Emigration nach Spanien, 1936 nach Frankreich, 1937-1938 Übersiedlung in die Schweiz. 1938 Rückkehr nach Frankreich, Widerstandskämpferin (französische Résistance). 1940-1942 mehrmals Inhaftierung des Vaters, 1942 geht die Familie unter falschem Namen in den Untergrund. 1944 Verhaftung von Marianne Cohn durch die Gestapo, am 8. Juli 1944 Hinrichtung in Ville-la-Grande.

Nach 1945 vielfach in Frankreich, Israel und Deutschland geehrt (Auswahl):

- 7.11.1945: Militärregierung Lyon verleiht ihr posthum das Kriegskreuz mit silbernem Stern

- 1956 Ville-la-Grande: Straßenbenennung nach Marianne Cohn und Einweihung eines Denkmals für sie und andere am selben Tag hingerichtete Widerstandskämpfer

-1982 eröffnet  François Mitterrand zu Ehren von Marianne Cohn einen Garten in der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem

 

- 1984 Eröffnung der Marianne-Cohn-Schule in Berlin-Tempelhof

- Stolperstein (2007): Wulfila Ufer 52, Tempelhof

 

Jacobsohn, Moritz

(1880 – 1961)

 

Bismarckstr. 33 (heute: Belßstr. 1), Tempelhof

 

Arzt

„Mein Vater war nicht nur ein guter Arzt, sondern auch ein Mensch, dem es egal war, welche Religion ein Mensch hat. Hauptsache, er war gut [...]

Mein Elternhaus war immer offen für die, die nichts hatten. Jeder Bettler bekam Geld und von der Köchin etwas zu essen.“

Zitat: Brief Hannah Manshel an Hans-Werner Fabarius vom 23.April 1988

Moritz Jacobsohn war Reichsbahnarzt, Werksarzt bei Daimler-Benz, praktizierte aber auch als Hausarzt „Den lieben Gott von Marienfelde“ bestellten simulierende Kranke zu Hausbesuchen, wo er mit Kot beworfen wurde. Heimlich gingen selbst Nazis zu ihm. Er ging ins Exil über Großbritannien und Kuba in die USA, wo Quäker ihm eine Professur ermöglichten. Mit 60 Jahren musste er in New York erneut ein Examen ablegen, damit er wieder praktizieren konnte

 Gedenkstein (1990): Marienfelder Allee, Ecke Belßstraße in Tempelhof

Straßenbenennung (1991): Dr.-Jacobsohn-Promenade in Tempelhof

 

Salomon, Alice

(1872 - 1948)

 

Luitpoldstr. 27 (heute: Nr. 20)

 

Sozialarbeiterin, Pädagogin, Frauenrechtlerin

 

Aktivistin der ersten Frauenbewegung, Studium an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin, Promotion. Gründete 1908 die Soziale Frauenschule und 1925 in den Räumen des Pestalozzi-Fröbel-Hauses die Deutsche Akademie für soziale und pädagogische Frauenarbeit, mit der sie sich um die Professionalisierung der fürsorgerischen Arbeit (Sozialarbeit) bemühte. 1914 Übertritt zum evangelischen Glauben. 1932 Ehrendoktorwürde. 1937 Emigration in die USA. 1939 Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft sowie ihrer Doktortitel.

 

Gedenktafeln: Karl-Schrader-Str. 7-8 (Pestalozzi-Fröbel-Haus, Haus 3), Alice-Salomon-Platz 5, Berlin-Hellersdorf (2008)

 

Die Alice-Salomon-Hochschule trägt ihren Namen. Das Alice-Salomon-Archiv befindet sich in ihrer ehemaligen Wirkungsstätte (Pestalozzi-Fröbel-Haus, Karl-Schrader-Str. 7-8).

 

Sintenis, Renée

(1888−1965)

 

Berchtesgadener Str. 36, Kurfürstenstr. 125, Innsbrucker Str. 23

 

Bildhauerin

 

Aufgewachsen in Neuruppin studierte sie von 1907 bis 1910 an der Unterrichtsanstalt des Berliner Kunstgewerbemuseums. Sie brach ihr Studium ab und wurde Aktmodell von Georg Kolbe. Inspiriert durch die Atmosphäre in seinem Atelier fand sie zu ihrem eigenen künstlerischen Schaffen. 1915 hatte sie den ersten großen Erfolg mit kleinen Tierplastiken und einer Selbstbildnismaske in einer Ausstellung der Neuen Secession.

Ab 1922 präsentierte der Kunsthändler Alfred Flechtheim ihre Werke erfolgreich in seiner Galerie am Lützowufer in Tiergarten und machte sie durch Ausstellungsbeteiligungen, u. a. in New York, London und Stockholm, international bekannt. Ihre kleinformatigen Tierplastiken, die in Auflagen in Bronze oder Silber gegossen wurden, wurden zu ihrem Markenzeichen und entwickelten sich zu begehrten Sammlerobjekten. Zudem erhielt sie höchste Anerkennung für ihre Sportlerfiguren, Portraits und Selbstbildnismasken. Sie galt als eine der Vertreterinnen der Moderne. Mit der Popularität ihres Werkes stieg auch das öffentliche Interesse an ihrer Person. Durch ihre modisch androgyne Erscheinung verkörperte sie den neuen Frauentypus und war eine der meistfotografierten Frauen der Weimarer Zeit. 1931 wurde sie als erste Frau in die Preußische Akademie der Künste im Fach Bildhauerei aufgenommen, 1934 als „nichtarisches“ Mitglied wieder ausgeschlossen. Ihr Ehemann, der Schriftgestalter und Maler Emil Rudolf Weiß, verlor sein Lehramt und starb 1942. Sie lebte bis Kriegsende zurückgezogen in Berlin.Bei einem Brand im Atelierhaus Kurfürstenstraße verlor sie 1945 ihre gesamte Habe und ein Teil ihres Werkes. In dieser Zeit musste ihr ein Finger amputiert werden, was sie jedoch kaum in ihrer Arbeit einschränkte.

Nach 1945 erhielt sie hohe Ehrungen und war wieder in zahlreichen Ausstellungen vertreten. 1948 wurde sie an die Hochschule für Bildende Künste Berlin als Professorin berufen. Ihr „Junger Bär“ von 1932, überarbeitet 1956, wurde zum „Berliner Bär“ und Siegertrophäe der Berlinale (Goldener und Silberner Bär). Vergrößerungen des „Berliner Bären“ stehen seit 1957 an mehreren Stellen an der Autobahn, u. a. am früheren Kontrollpunkt Dreilinden, Berlin-Zehlendorf. Bis zu ihrem Tod lebte und arbeitete sie in der Innsbrucker Str. 23 in Schöneberg.

 

Schulbenennung 1955: Renée-Sintenis-Grundschule, Laurinsteig 39, Berlin-Frohnau

Gedenktafel 1965: Innsbrucker Str. 23, Berlin-Schöneberg

Platzbenennung 1967: Renée-Sintenis-Platz, Berlin-Friedenau, mit Plastik „Großes grasenden Fohlen“