Emigration / Exil Shanghai

 

Eisfelder, Horst

(geb. 1925)

 

Kufsteiner Str. 3,  Freisinger Str. 4

 

Lehre als Fotograf, später Versicherungswesen

 

Horst Eisfelder war von früher Jugend an begeisterter Fotograf. 1938 emigrierte er mit den Eltern über Triest nach Shanghai. Die Familie hatte kein anderes Exilland finden können, so dass allein Shanghai übrig blieb, für das keine Visa oder sonstigen Papiere notwendig waren. Die Familie war offen für die neue Umgebung und den Erwerb der schwierigen Landessprache und betrieb ab 1939 das „Cafe Louis“. Zunächst lebten sie im „International Settlement“, mussten dann von 1943 bis 1947 ins jüdische Ghetto von Shanghai ziehen. Nachdem er früh die Shanghai Jewish School verlassen hatte, machte Horst Eisfelder eine Lehre in einem Fotostudio. Er hat das harte Leben in Shanghai in zahlreichen eindrucksvollen Fotos dokumentiert. In dieser Zeit schloss er auch eine lebenslange Freundschaft mit seinem Schulfreund Werner Michael Blumenthal, der später US-amerikanischer Finanzminister wurde und bis 2014 Direktor des Jüdischen Museums in Berlin war. 1947 wanderte die Familie nach Australien aus, wo Horst Eisfelder noch heute lebt.

 

Autobiographie mit Fotos: „Exil in China − Meine Jahre in Shanghai und Nanking“ (Klagenfurt 2009)

Dokumentarfilm: Flucht nach Shanghai − Als Fotograf im Ghetto (D 2010, 3sat)

 

Newton, Helmut (vormals: Neustaedter)

(1920 - 2004)

 

Innsbrucker Str. 24

 

Fotograf, Künstler

 

Helmut Neustaedter war sechzehn Jahren alt, als er die Schule abbrach und eine Ausbildung bei der angesehenen Fotografin Yva machte.

Auf Drängen seiner Mutter verließ er einen Monat nach der Pogromnacht 1938 Berlin und gelangte auf dem Emigrantenschiff Conte Rosso nach Singapur. Als Japan 1941 in den Krieg eintrat, wurde er zum ‚feindlichen Ausländer’ und ins Internierungslager in die Nähe von Melbourne gebracht, wo er zwei Jahre blieb, bevor er als Freiwilliger der australischen Armee beitrat. Nach Kriegsende bot man ihm die australische Staatsbürgerschaft an. Diese Gelegenheit nutzte er gleichzeitig zu einer Änderung seines Namens. 1946 lernte er die Schauspielerin June Browne kennen. Sie heirateten 1948 und blieben bis zu seinem Tod ein Paar.

Seit der Lehrzeit in Yvas Atelier in Berlin bestand der Wunsch, sich ausschließlich der Modefotografie zu widmen. Anfang der 1950er Jahre kam er diesem Ziel näher, als er einen Auftrag für die Australienbeilage der englischen Vogue erhielt. 1956 folgte er dem Angebot, als freier Mitarbeiter nach London zu gehen. 1957 zog er mit seiner Frau nach Paris.

Helmut Newton avancierte durch seinen unverwechselbaren Stil zu einem weltweit beachteten Fotografen. Sehr unterschiedliche Künstler/innen und Politiker/innen ließen sich von ihm porträtieren, darunter Queen Elisabeth II., Margaret Thatcher, Jacques Chirac, Catherine Deneuve, Helmut Kohl, Gerhard Schröder, Salvador Dali, Paloma Picasso und Prinzessin Caroline von Monaco.

Im Jahr 2000, anlässlich von Helmut Newtons 80. Geburtstag, ehrte ihn die Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin mit der großen Retrospektive Work in der Neuen Nationalgalerie. 2003 wurde die Helmut-Newton-Stiftung gegründet und 2004 das neue Museum für Fotografie in der Berliner Jebensstr. 2 eröffnet.

Helmut Newton kam im Januar 2004 bei einem Autounfall ums Leben.

Der Senat von Berlin bot seiner Witwe eine Ehrengrabstätte auf dem Friedhof in der Stubenrauchstraße neben Marlene Dietrich an, dort wurde er am 2.6.2004 beigesetzt.

 

Seit dem 8.4.2005 ist am Standort seines Geburtshauses in der Innsbrucker Str. 24 in Berlin-Schöneberg eine Gedenktafel angebracht.

 

Riesenburger, Familie

Stierstr. 22 und 21

 

Ruben R. (1873-1944) war hoch dekorierter Pilot im Ersten Weltkrieg, Deportation nach Theresienstadt. Minna R. (1862-1943) hatte einen Tabakladen in der Stierstr. 22, auch sie wurde nach Theresienstadt deportiert. Betty R. (geb. 1904) gelang 1939 die Emigration nach Shanghai, von dort 1947 in die USA. Ihr Sohn Robert Cohn (geb.1947) ist der Verfasser eines Familienerinnerungsbuches „Against all Odds“ und Initiator weiterer Stolpersteine in der Stierstraße zusammen mit der dortigen Stolperstein-Initiative.

 

Stolpersteine (2009): Stierstr. 21 für Ruben und Minna Riesenburger  

Silberberg, Werner (heute: Warner Bergh)

(geb. 1923)

 

Babelsberg Str. 1

 

Werner-Siemens-Realgymnasium  (heute: Georg-von-Giesche Oberschule)

Hohenzollern-Gymnasium

 

Spielte in einem jüdischen Fußballverein als Torwart. Konnte mit seinem Vater und seiner Stiefmutter nach Shanghai ins Exil gehen, nach Kriegsende Einwanderung in die USA. Heiratete eine deutsche Emigrantin, mit der er zwei Töchter hat, war beruflich im Handel tätig.

Witting, Heinz Peter

(geb. 1928)

 

Rosenheimer Str. 5

 

Jüdische Schule in der Joachimsthaler Str. 13

 

Der Vater Georg (1902- 1966) war  bis 1936 Nationalökonom in Gleiwitz, zurück in Berlin sattelt er um auf chemische Reinigung. Die Mutter Annie Felicitas W. (1904- 1971), gelernte Buchhändlerin, arbeitet als Hutmacherin. Die Familie flüchtet mit dem Sohn Heinz Peter ins Exil nach Shanghai. Erhalten sind zahlreiche Briefe der Mutter an Freunde von 1936 bis 1947 aus Shanghai, später aus Australien.