Suche nach "Stolperstein"

 

Ansbach, Familie

 

Peter-Strasser-Weg 22, Tempelhof

 

 

Vereinigtes Askanisches und Tempelhofer Gymnasium (heute: Hugo-Gaudig-Oberschule), Städtische Luise-Henriette-Schule (heute: Luise-Henriette-Oberschule)

 

 

Ruth und Herbert Ansbach sind im kommunistischen Widerstand aktiv. Sie werden verhaftet. Ruth Ansbach kommt von 1934-36 ins Frauengefängnis Barnimstrasse, Herbert Ansbach 1936 ins Zuchthaus Brandenburg. Emigration 1938 in die Tschechoslowakei und 1939 nach  Großbritannien. Deportation der Eltern Oskar und Else Ansbach 1942 nach Riga.

 

 

Stolpersteine (2004) für Oskar und Else Ansbach, Peter-Strasser-Weg 4 (Tempelhof)

 

 

Baeck, Leo

(1873-1956)

 

Am Park 15 (heute Fritz-Elsas-Str. 15)

 

Rabbiner, Religionsphilosoph, Theologe

 

Seit 1912 Rabbiner der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, im Ersten Weltkrieg Feldrabbiner (“Feldgebetbuch“). Ab 1933 ermöglichte er als Präsident der Reichsvertretung der Deutschen Juden (ab 1938 Reichsvereinigung der Juden in Deutschland) vielen Juden die Auswanderung. Er wurde 1943 nach Theresienstadt deportiert und überlebte. Emigration nach London, Großbritannien. Nach 1948 besuchte er Deutschland mehrfach.


Gründung der Leo Baeck Institute in London, New York und Jerusalem

 

Stolperstein 2012:

Dr. Leo Baeck, Fritz-Elsas-Str. 15, Berlin-Schöneberg

 

 

 

Bernstein, Paul

(1897 - 1944)

 

Bamberger Str. 18, Heilbronner Str. 22 (sog. „Judenwohnung“)

 

Publizist und Volkshochschullehrer

 

Studium an der Hochschule für Politik, Soldat im Ersten Weltkrieg. In der Erwachsenenbildung tätig, von 1930-1933 Lehrer an der Heimvolkshochschule Habertshof bei Frankfurt. Zahlreiche Artikel zur Arbeiterbewegung. Verheiratet mit der Schriftstellerin Johanna Moosdorf. Deportation nach Theresienstadt im Januar 1944, im September 1944 nach Auschwitz, wo sich seine Spur verliert.

 

Stolperstein (2012): Charlottenstr. 89, Kreuzberg

 

Cohn, Marianne

(1922 - 1944)

 

Wulfila Ufer 52

 

Kinderfürsorgerin

 

Leistet Hilfe zur Flucht für jüdische Kinder. Zionistin. Familiäre Bande zu Walter Benjamin. 1934 Emigration nach Spanien, 1936 nach Frankreich, 1937-1938 Übersiedlung in die Schweiz. 1938 Rückkehr nach Frankreich, Widerstandskämpferin (französische Résistance). 1940-1942 mehrmals Inhaftierung des Vaters, 1942 geht die Familie unter falschem Namen in den Untergrund. 1944 Verhaftung von Marianne Cohn durch die Gestapo, am 8. Juli 1944 Hinrichtung in Ville-la-Grande.

Nach 1945 vielfach in Frankreich, Israel und Deutschland geehrt (Auswahl):

- 7.11.1945: Militärregierung Lyon verleiht ihr posthum das Kriegskreuz mit silbernem Stern

- 1956 Ville-la-Grande: Straßenbenennung nach Marianne Cohn und Einweihung eines Denkmals für sie und andere am selben Tag hingerichtete Widerstandskämpfer

-1982 eröffnet  François Mitterrand zu Ehren von Marianne Cohn einen Garten in der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem

 

- 1984 Eröffnung der Marianne-Cohn-Schule in Berlin-Tempelhof

- Stolperstein (2007): Wulfila Ufer 52, Tempelhof

 

Flatow, Alfred & Flatow Gustav, Felix

(1869 - 1942)        (1875 - 1945)

 

Landshuter Str. 33, Schlüterstr. 49

 

Sportler

 

Beide Cousins sind Turner, 1896 bei den ersten Olympischen Sommerspielen der Neuzeit Olympiasieger in der Mannschaft an Reck und Barren. 1933 Zwangsaustritt von Alfred F. aus der Berliner Turnerschaft, 1942 Deportation nach Theresienstadt, wo er bald darauf an Unterernährung stirbt. 1933 Emigration von Gustav F. in die Niederlande, 1936 Gast der Olympischen Spiele in Berlin. 1940-1944 Flucht innerhalb der Niederlande, 1944 Deportation  nach Theresienstadt, wo er am 29.1.1945 an Hunger stirbt. Seine Urne wurde 1986 von Journalisten entdeckt und im heutigen Terezin beigesetzt.

 

Diverse Eherungen seit den 1980er Jahren:

-Diverse Ehrungen im Bereich des Sports: u. a. Flatow-Medaille (1986/87) BRD, Flatow-Pokal (1987) DDR

-Flatow-Sporthalle mit Gedenktafel (1990), Lohmühleninsel Kreuzberg

-Flatow-Oberschule (1992) mit Gedenktafel (1996) in Berlin-Köpenick

-Straßenumbenennung (1997) der Reichssportfeldstraße am Olympiastadion in Flatowallee, Berlin-Westend

-Sonderbriefmarke (1998) aus Anlass von „100 Jahre Olympische Spiele der Neuzeit“

-Stolpersteine (2012): Schlüterstr. 49  für Gustav Felix Flatow, Margarete (Ehefrau), Amalia (Tochter) Stefan (Sohn) und Landshuter Straße 33 für Alfred Flatow und die Schwestern Else und Margarete

 

Freudenfels, Familie

Hilbertstr.1

Handel

Henriette Freudenfels, geb. Silbermann (1883-Jan.1938), Richard Freudenfels (1879-1941), Textilwarenhandel in Marienfelde u. Lichtenrade. Soldat im Ersten  Weltkrieg, bekam “Eisernes Kreuz” verliehen, Mitglied der Herder-Loge.

Tochter Charlotte (geb. 1910), Emigration 1933 nach Palästina, 1954 in die USA. Sohn Herbert (1913-1976), Emigration 1934 nach Palästina, 1954 in die USA.

Heirat Richard Freudenfels mit Dorothea Silbermann (1882-1941), Schwester v. Henriette, im Okt.1938; vergebliche Bemühungen, die Einreisebedingungen versch. Exilländer zu erfüllen. 27.11.1941 Deportation nach Riga, wo sie am 30.11.41 ermordet wurden.

 

Stolperstein: Hilbertstr.1-2, Berlin-Lichtenrade

Grunwald, Familie

Schulenburgring 2*

 

Askanisches Gymnasium

 

Fritz Grunwald emigriert 1939 in die USA. Bruder Carl lebt versteckt beim Hausmeister bis zu seiner Deportation 1943 nach Theresienstadt, dort trifft  er auf seine Eltern. Die

Eltern Arthur und Rosa Grunwald werden1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Carl  stirbt nach verschiedenen anderen Lagern am 23.3.1945 im KZ Buchenwald.

 

Stolpersteine (2004): Schulenburgring 2 für die Eltern Arthur und Rosa Grunwald und Carl Grunwald

 

*In diesem Haus wurde am 2.Mai 1945 der Waffenstillstand für Berlin beschlossen.

Kautsky, Luise & Karl

(1854 - 1938) (1864 - 1944)

 

Niedstr. 14, Saarstr. 14

 

Politikerehepaar, Theoretiker, Philosophen

 

In Österreich, der Schweiz, Deutschland und erneut Österreich politisch aktiv in der Sozialdemokratie, persönlicher Kontakt zu Marx, Engels, Bebel, Liebknecht und Rosa Luxemburg. 1897 zieht das Ehepaar nach Berlin. Karl Kautsky gilt bis zum Ersten Weltkrieg als wichtiger Theoretiker.1938 geht das Ehepaar wegen politischer und rassistisch Verfolgung von Österreich in die Niederlande ins Exil, wo Karl Kautsky stirbt. Luise Kautsky, Sozialistin und ehemals Berliner Stadtverordnete für die USPD, wird als Jüdin 1944 über Theresienstadt nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Sohn Benedikt Kautsky überlebt das KZ Buchenwald, die beiden anderen Söhne können in die USA emigrieren.

 

Stolperstein (2009) für Luise Kautsky, Windscheidtstr. 31

Gedenktafel für Karl Kautsky, Saarstr.14, Bundesgeschäftsstelle der Falken

Kaplan, Doris

(1931−1942)

 

Luitpoldstr. 5 u. 21

 

Schülerin, Arzttochter

 

 

1931 in Guben geboren, kommt Doris Kaplan im März 1940 mit neun Jahren allein nach Berlin, um hier als Übergangslösung die Schule zu besuchen, während sich die Eltern um die Ausreise bemühen. Sie wohnt bei der befreundeten Familie Meissinger in der Luitpoldstr. 5, ab Februar 1942 bei Familie Schlome in der Luitpoldstr. 21. Während dieser Zeit schreibt sie berührende Briefe an ihre Eltern und Großeltern („Sonntagsbriefe“). Im Dezember 1941 stirbt der Vater, als "Krankenbehandler" beim Autobahnbau eingesetzt, an Fleckfieber. Ostern 1942 wird Doris Kaplan gemeinsam mit Ihrer Mutter Elisabeth ins Warschauer Ghetto deportiert, ab Herbst 1942 gelten beide als verschollen.

 

 

Stolpersteine (2011): Für Doris und Elisabeth Kaplan in Guben

 

Literatur: Jenny Erpenbeck: Heimsuchung, Frankfurt a. M. 2008

Kolmar, Gertrud (vormals: Chodziesner)

 

(1894 - 1943)

 

Speyerer Str. 10 (heute Münchener Str.)

 

Schriftstellerin, Lyrikerin

 

Veröffentlichte seit Anfang der 1920er Jahre Gedichte unter dem Künstlernamen Kolmar. Umfangreicher Briefwechsel mit der Schwester in der Schweiz. Wohnte zuletzt mit ihrem Vater Ludwig Chodziesner in einer sogenannten „Judenwohnung“. Zu Zwangsarbeit verpflichtet, wurde sie im Rahmen der sogenannten „Fabrikaktion“ am 27.2.1943 am Arbeitsplatz verhaftet und wenige Tage später nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Viele ihrer Werke wurden erst nach dem Zweiten Weltkrieg veröffentlicht.

Sie gilt heute als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen. 

 

Stolperstein: Münchener Str. 18 a

Laserstein, Lotte

(1898-1993)

 

Stierstr. 19

 

Malerin

 

Studium an der Friedrich-Wilhems-Universität und der Akademischen Hochschule für die bildenden Künste. Bedeutende Vertreterin der gegenständlichen Malerei der „Neuen Sachlichkeit“ in den 1920er Jahren. Ging 1937 ins Exil nach Schweden, hier wirtschaftliches Überleben durch Betätigung als Porträtistin und Landschaftsmalerin. Erst im Alter Anerkennung als freie Künstlerin. In Deutschland wiederentdeckt in den 1990er Jahren durch den Verein „Verborgenes Museum“ mit großer Einzelausstellung 2003 im Berlin Museum/Ephraim Palais. 2010 Ankauf ihres Schlüsselwerks „Nacht über Potsdam“ (1930) durch die Neue Nationalgalerie.

 

Straßenbennung (2007): Lotte-Laserstein-Straße in Schöneberg

Stolperstein (2010): Immenweg 7 in Steglitz für die Mutter Meta Laserstein, geb. Birnbaum

 

Lévy, Hanni (geb. Weißenberg)

(geb. 16. März 1924)

 

u. a. Augsburger Str. 62

 

Schülerin, Zwangsarbeiterin, untergetaucht überlebt

 

Hanni Weißenberg wuchs zunächst in Berlin-Kreuzberg auf. Mit 13 Jahren musste sie die Volksschule in der Gneisenaustraße verlassen, weil sie Jüdin war, und auf die Joseph-Lehmann-Schule der Jüdischen Reformgemeinde zu Berlin wechseln. Ab 1935 durfte ihr Vater seinen Beruf als Fotograf nicht mehr ausüben, er starb 1940 an den Folgen von Zwangsarbeit. Wenig später wurde auch sie zur Zwangsarbeit in der Spinnstofffabrik Zehlendorf herangezogen. 1942 starb ihre Mutter aus Mangel an ärztlicher Hilfe. Im Herbst des gleichen Jahres wurde die Großmutter Cäcilie Oberländer nach Theresienstadt deportiert, wo sie im Februar 1943 starb.
Im selben Monat entging Hanni Weißenberg den Verhaftungen und Deportationen der „Fabrikaktion“ in Berlin. Sie tauchte unter, fand schließlich Zuflucht bei den Familien Most und Kolzer und lebte mit falscher Identität. Mit Hilfe dieser Familien überstand sie die Zeit der Verfolgung. 

 

1946 zog sie zu ihrem Onkel nach Paris, heiratete und bekam zwei Kinder. 1978 wurden Viktoria Kolzer, Elfriede und Grete Most auf ihre Veranlassung hin als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt.

 

Hanni Lévy ist als Zeitzeugin aktiv und hält engen Kontakt zu den Nachkommen der Familie Kolzer und einigen Bewohnern des Hauses Nollendorfstr. 28, die dafür sorgten, dass im Hof eine Gedenktafel für Jean und Viktoria Kolzer angebracht wurde. Zur Enthüllung der Tafel 2010 und im Oktober 2017 zur Premiere des Films „Die Unsichtbaren – Wir wollen leben“, der auch ihre Geschichte erzählt, war sie mit ihrer ganzen Familie anwesend.

 

Stolperstein (2011): Else-Lasker-Schüler-Str. 5 in Schöneberg für die Großmutter Cäcilie Oberländer

Markus, Bertha

(1863 - 1943)

 

Schwerinstr. 5

 

Hausfrau

 

1935 aus ihrem Heimatort Deutsch-Krone (Westpreußen, heute: Walcz, Polen) wegen Antisemitismus nach Berlin übergesiedelt, wo bereits viele Verwandte wohnten. Fromme Jüdin. Der Ehemann Adolf stirbt 1937. Bertha Markus wird 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie 1943 an Hunger stirbt. Die Familie wusste lange nichts vom Schicksal der Großmutter.

 

Das Album wurde erstellt von der Urenkelin Dr. Ilona Zeuch-Wiese.

 

Stolperstein (2008) für Bertha Markus, Schwerinstr. 5

 

Plattring, Familie

Kirchstr. 84, Tempelhof

 

 

Kaufleute und Modezeichnerin

 

 

Naftalin Plattring (1878-1942) aus Ostgalizien heiratet 1897 Antonie (Toni) Sommer aus Czernowitz (1883-1942). Er hat die philippinische Staatsangehörigkeit und ist auf der Insel Cebu als Perlenhändler tätig. 1922 Umzug der Familie nach Berlin-Marienfelde, Aufbau der Firma Stern Verschlüsse GmbH in der Potsdamer Str. 61. Die Söhne Friedrich (1902-1956) und Adolf Marcus (1904-1973) arbeiten als Buchhalter in der väterlichen Firma. Friedrich emigriert als Frederick 1937 in die USA und lebt als Kürschner in New York City. Auch Adolf Markus emigriert 1937 in die USA. Tochter Fanny Luise (geb. 1911) wird Krankenschwester und geht nach Uruguay. Flora (1913-1966) besucht die Modezeichnerinnenklasse des Lette-Vereins. Jeannette (geb.1915)  emigriert 1939 nach Argentinien, lebt später auch in den USA. Die Eltern Naftalin und Toni Plattring werden 1942 nach Riga deportiert, wo sich ihre Spur verliert.

 

Stolpersteine (2011): Kirchstr. 84 für Naftalin und Antonie Plattring

 

Riesenburger, Familie

Stierstr. 22 und 21

 

Ruben R. (1873-1944) war hoch dekorierter Pilot im Ersten Weltkrieg, Deportation nach Theresienstadt. Minna R. (1862-1943) hatte einen Tabakladen in der Stierstr. 22, auch sie wurde nach Theresienstadt deportiert. Betty R. (geb. 1904) gelang 1939 die Emigration nach Shanghai, von dort 1947 in die USA. Ihr Sohn Robert Cohn (geb.1947) ist der Verfasser eines Familienerinnerungsbuches „Against all Odds“ und Initiator weiterer Stolpersteine in der Stierstraße zusammen mit der dortigen Stolperstein-Initiative.

 

Stolpersteine (2009): Stierstr. 21 für Ruben und Minna Riesenburger  

Schurrer, Steffi, geb. Cohn

(geb. 1921)

 

Landshuter Str. 35

 

12./13. Volksschule (heute Scharmützelsee-Grundschule), St. Franziskus-Oberlyzeum

(heute Katholische Schule St. Franziskus) und Jüdische Schule Große Hamburger Straße

 

Kaufmännische Angestellte

 

Sie beginnt 1936 eine kaufmännische Ausbildung.1939 Emigration nach England. Schwester Ruth gelangt mit einem der letzten Kindertransporte nach Großbritannien, wo beide ihre späteren Ehemänner kennenlernen. Die Eltern werden 1942 nach  Trawniki deportiert. Steffi emigriert später in die USA.

 

Stolpersteine (2012) für Frieda und Werner Cohn, Landshuter Str. 35