Suizid

 

 

Abrahamsohn, Daisy & Günther

 

Daisy 1921- 2013     Günther 1926-2016

 

Heilbronner Str. 21

 

Private jüdische Kaliski-Waldschule, Dahlem

 

Der Vater Dr. Wilhelm Abrahamsohn, Rechtsanwalt und Notar mit eigener Kanzlei,

nimmt sich 1932 das Leben. Katharina Abrahamsohn bereitet nach dem Suizid ihres Mannes die Ausreise der Kinder Daisy und Günther vor. Daisy emigriert nach der Teilnahme an Hachschara-Lagern im November 1938 nach Palästina. Günther verlässt Berlin 1939 mit einem Kindertransport nach Großbritannien. Katharina Abrahamsohn wird 1942 in das KZ Riga deportiert. Erst 1952 gibt es ein erstes Wiedersehen der Geschwister nach 14 Jahren. 

 

Benjamin, Walter

(1892 - 1940)

 

Kurfürstenstr. 154

Delbrückstr. 23 (Grunewald)

Prinzregentenstr. 66 (Wilmersdorf)

 

Er wurde am 15.7.1892 in Berlin-Schöneberg geboren. Mitte der 1890er Jahre zog die Familie Benjamin in die Kurfürstenstraße 154. Nur einige Jahre später folgte der Umzug in die Nettelbeckstr. 24.
Der weitere Weg der Familie führte über die Carmerstraße in Charlottenburg 1912 in eine eigene Villa in der Delbrückstraße 23 in Grunewald. So folgte die Familie der allgemeinen Bewegung der vornehmeren Familien Berlins um die Jahrhundertwende weiter in den Westen von Berlin.

Benjamin studierte erst in Freiburg i.Br., dann in seiner Heimatstadt Berlin und – nach Kriegsbeginn – in Bern. Dort promovierte er 1919 mit einer Dissertation zum Begriff der Kunstkritik in der Romantik. Ihn verband eine Freundschaft u. a. mit Gershom Scholem und Theodor W. Adorno, Hannah Arendt sowie in Frankreich mit der Fotografin G. Freund (s. eigenes biografisches Album). Von 1917–1930 war er mit Dora Sophie Kellner, gesch. Pollak, später verh. Morser, verheiratet, mit ihr hatte er den gemeinsamen Sohn Stefan Rafael (1918–1972). Nachdem die Nationalsozialisten an die Macht gekommen waren, floh Benjamin im September 1933 nach Paris.

 

1939 wurde er verhaftet und für drei Monate inhaftiert. 1940 versuchte er mit Hilfe von Lisa Fittko über die Grenze nach Spanien zu kommen, um dann in Portugal zu versuchen, ein Visum in die USA er erlangen. Die Situation erschien aussichtslos; am 26./27. September 1940 beging Benjamin Suizd. (Port Bou, dort  künstlerisch gestalteter, begehbarer Gedenkort „Passagen“ von Dani Karavan).

Wichtige Schriften: „Passagenwerk“ (1928-29), „Berliner Kindheit“ (1932-38), „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ (1934-39), „Über den Begriff der Geschichte“ (1939). Die meisten Schriften, Essays und Briefwechsel wurden erst posthum herausgegeben (ab 1955 von Th. W. Adorno).
 
Gedenktafel: Prinzregentenstr. 66 (Wilmersdorf)
Platzbenennung am Kurfürstendamm
 

 

 

Kann, Antonie

(1916 - 2011)

 

Neue Ansbacher Str. 6 (heute: Ansbacher Str. 65)

 

Technische Assistentin, Kinderkrankenschwester

 

Lebte in Berlin-Tiergarten. Ihr Vater konnte dort als Rechtsanwalt auch nach 1933 arbeiten, da er Frontsoldat im Ersten Weltkrieg war. Emigrierte 1939 allein nach Großbritannien, kannte die spätere Schöneberger Adresse der Eltern nur aus deren Briefen. Wegen der bevorstehenden Deportation begingen ihre Eltern 1942 Suizid. Nur um das elterliche Grab in Berlin-Weißensee zu besuchen, kam sie 1992 nach Berlin.