Namen der Deportierten und Gedenkbücher
Wer im Zentrum der Ausstellung eines der über 170 biografische Alben liest, ist dabei umgeben von mehr als 6.000 Namen von Deportierten, die auf kleinen Karten handschriftlich notiert sind. Angeordnet nach ihren letzten Wohnadressen, machen sie das unbegreifliche Ausmaß der Verfolgung allein in einem Stadtbezirk deutlich.
Zugleich verweisen sie auch auf die perfekte Bürokratie, mit der die Vorgänge der Deportation vor den Augen der Nachbarn organisiert wurden.
1987 hat Andreas Wilcke, damals Bezirksverordneter und Finanzbeamter, diese Namen, Adressen, Geburtsdaten und die Deportationsdaten aus den Akten der damaligen Oberfinanzdirektion geborgen und aufgeschrieben. Oftmals waren es die letzten Dokumente, die von den damaligen Nachbarn erhalten geblieben sind. Diese unscheinbaren Karten in ihrer erschreckenden Anzahl bildeten zusammen mit den ersten Interviews von Überlebenden den Anfang dieses kontinuierlichen Erinnerungsprojekts und sind bis heute seine Basis.
Die Besucher können die Namen der Deportierten aber auch in gedruckter Form in den Erinnerungsbüchern des Bezirks nach Namen und Straßen geordnet finden. Heute sind die Ursprungsakten der Finanzbehörden im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam gelagert, wo sie gepflegt und digitalisiert werden. Das Gedenkbuch für ganz Deutschland findet sich online, herausgegeben vom Bundesarchiv in Berlin-Lichterfelde:
www.bundesarchiv.de/gedenkbuch .
Die Namen der Deportierten aus Schöneberg sind auch im Band II der Veröffentlichung des Projekts „Orte des Erinnerns“ von 1995 dokumentiert und waren wiederum Basis für ein Projekt der Löcknitz-Grundschule, deren Schulhof direkt auf dem Grundstück der damaligen Synagoge in der Münchner Straße nahe dem Bayerischen Platz liegt.